Denkmal, Miltenberger Staffelbrunser Brunnen

Der Staffelbrunser Brunnen. Bronzefiguren von dem Aschaffenburger Bildhauer Helmut Kunkel, im Auftrag des Fremdenverkehrsvereins Miltenberg.

Staffelbrunserbrunnen in MIltenberg/Main

 

Wie kam es zu dem Gedicht.

Ja, da stellt man sich die Frage: "Warum schreibt jemand so was?"

Dafür gibt es eine einfache Erklärung.

Helmut Kunkel, mein Freund rief mich an und teilte mir mit, dass der Vorstand des Fremdenverkehrsvereins Miltenberg (der Auftraggeber des Denkmals) in gebeten hat, bei der Einweihung eine "paar Worte" zu sagen.

Das war für Helmut nicht so erfreulich und er suchte eine Weg, diese Forderung zu umgehen. So teilte er mir sein kleines Dilemma mit und fragte, ob ich eine Möglichkeit sehe, vielleicht auch etwas schreiben könnte. "Mmmhh - gut, ich werde mir Gedanken machen", versprach ich ihm. 

Das machte ich mir dann auch- Gedanken.

War nicht ganz einfach, denn über die Namensgebung "Staffelbrunser" ist nichts niedergeschrieben auf was zuverlässig zuzugreifen wäre. Es gibt nur die mündliche Überlieferung.

So kam ich dann zu der Erkenntnis, dass es doch sicher von Interesse ist, zu erfahren was das mit  den Staffelbrunsern auf sich hat und schrieb mal mein eigenes Wissen und das einiger Miltenberger "Ureinwohner" nieder. 

Eine Rede konnte man mit dem Niedergeschriebenen nicht halten- und so kam mir die Idee: Vielleicht ein Gedicht ? Vielleich in Mundart? 

Das ging relativ flott von der Hand und ich schickte die Zeilen an Helmut:

"Das kann ich nicht vortragen, das ist ja Dialekt - Werner, das musst du vortragen!" "Na prima", sagte ich ihm "das habe ich mir so nicht vorgestellt". "Bitte, Werner mach das für mich". Ja, da konnte ich natürlich nicht nein sagen.

Helmut gab dann das Gedicht an den Vorstand "zur Prüfung" weiter. Es gab keine Einwände und so konnte es dann bei der Einweihung von mir vorgetragen werden.

Leider ist Helmut Kunkel, viel zu früh verstorben. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich ihm seine Bitte erfüllen konnte. Für was sonst sind Freunde da.

 

Hören Sie die Tonaufzeichnung des Mundartgedichtes Miltenberger Staffelbrunser

Sprecher/Text: Werner Reuling

 

Ein Mundartgedicht zur Einweihung des Staffelbrunser Brunnens

in Miltenberg, am 19.08.2016, von Werner Reuling

Staffelbrunser

Zu soueme Denkmal was zu saache,

des werd net efach - ohne Fraache.

In de Büscher, do hab ich nix drüwwer g´funne,

drum is halt alles - nur mol ogenumme.

 

Betrachte mer die Börschli im Genaue,

de Gsichter nooch: en Ogebber, en Schinande un en Schlaue.

Un gugge mer weiter, was die do mache -

do könnt ma heut nur drüwwer lache.

 

Doch domols - domols war alles annerscht als heut,

do war vieles net sou - a net die Leut.

Machemer uns doch jetzemol klar,

wie des früher bei uns sou war.

 

En Mischthaufe gabs fascht vor jedem Haus,

aus de Fenschter kippt ma die Nachtdippe naus.

Die Unnerhose von de Weibsleut, warn im Schritt geschlitzt,

so konntese ihr G´schäft mache un ma hot gment, die Fraa sitzt.

 

Miltebersch war zwar scho als Stadt bekannt,

de Viecher nooch, aber doch mehr uffm Land.

Wertschafte hots grad gnuch gäbbe,

für die, die nooch der Ärbet en morz Dorscht g´habt häbbe.

 

Aach bei de Fremde, aus Hebboch un Börschet, warn unser Wertschafte beliebt,

eener von denne, is dann a der, der uns Milteberscher unsern Name gibt.

 

Zur Vorgeschichte, do muss ma a no wisse,

was längscht is weg - un was is abgerisse.

Vor de Häuser die Treppetritt - un des annere Geraffel,

mir Milteberscher sache zu de Treppetritt: Staffel.

 

Ich meen, mir hämm jetzt was mer brauche,

fassemers zamme un gugge mol, was die Fakte dauche.

 

Sou, do is also eener von uns, nocheme Wertschaftbesuch,

uffem Heemwesch - hot Bier un Woi grad genuch.

Un plötzlich verspürt er en Druck - un hält inne,

lässt was er net halte kann, plätschern un rinne.

 

Des heßt, verefacht gsacht, ganz unscheniert -

hot der nur uffn Treppetritt uriniert.

 

En Fremde hots gsehn un nahms in Kauf,

so nahm unser Gschichte ihren Lauf.

Wies ausgeht, des is uns wohlbekannt,

die häbbe uns seither Staffelbrunser genannt.

 

Ma säscht, die Kräutsköpf hämm uns de Name gäbbe.

Genau betracht, wisse mir dann a was die in ihrene Köpf drin häbbe.

Denn Kräuts kümmt net von Kruzifix,

Kräuts kümmt von Kraut - un von sunscht nix.

 

Ergo stellt sich doch die Fraache:

Stimmt des, was Leut mit solchene Köpf saache?

Ob sou oder sou - des will heut keeneer mehr wisse,

un unsern Name wollemer scho gornetmehr misse.

 

Denn stellt euch vor, unsern Ahne hatt net an die Staffel uriniert,

sondern uff die Hauptstroß kotiert.

Ich glaab, des hätte mirm übelgnumme

un dann hätte mer a sicher - keen sou schöine Brunne.

 

Zum End zu, do kann ich nur alles lobe,

die Mauer is fertisch - von unne bis obe.

Schöi issses worn - mit Blumme, Wiese, Terrasse

un en Brunne, wo drei Bube Wasser lasse.

 

Un a der Künschtler hat scheints sei Penunze,

do kann ich nur hoffe, dass die Männli a recht lang brunse.

 

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Kommentare

Der Rheinländer
Vor einem Monat

Als ich gestern erstmals den Staffelbrunserbrunnen mit seinen drei Wasserlassern entdeckte, war mein erster Gedanke: "Ob der auch heute noch genehmigt würde?" Von wegen dem möglichen schlechten Einfluss auf die Kinder - so ähnlich wie das Indianer-Spielen, dass heute als ein Fauxpas gegenüber den indigenen Völkern betrachtet wird, obwohl die Kinder sicherlich nicht solche abwertenden Gedanken mit sich herumtragen.
Kurzum: Gratulation dem Humorverständnis der Miltenberger und dass es diesen Brunnen geben durfte und gibt!